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Nachtwächter führt durch Reichenbach

erschienen am 19.01.2017
Nachtwächter führt durch Reichenbach
Wolfgang Richter berichtete im historischen Kostüm über Wissenswertes der Stadtgeschichte.


Reichenbach. Der Reichenbacher Historiker Wolfgang Richter ging am Dienstagabend in Gestalt des Nachtwächters solchen Fragen nach: Wie kam die Theatergasse zu ihrem Namen? Welchem Frohsinn wurde früher in der Weinholdstraße nachgegangen? Wer gab den Ausschlag für Heinrich Dathes Vornamen? Wo befand sich die erste Post? Gab es tatsächlich einen Nachtwächter in Reichenbach? Mehr als 30 Alt- und Neureichenbacher wollten die Antworten hören und waren der Einladung des Fördervereins Parkanlagen zum Nachtwächterrundgang durch das Stadtzentrum gefolgt. Unter ihnen waren auch Mitglieder des Vereins. Nicht gerade das beste Wetter hatte dafür Petrus geschickt.


Heike Albert vom Vereinsvorstand erklärte zum Ursprung der Veranstaltung: "Wolfgang Richter hat diese Art der Führung schon einmal für das Seniorenkolleg angeboten. Da haben wir ihn gefragt, ob er es auch für unseren Verein macht."


Zu Beginn des Rundganges erinnerte der Nachtwächter an den kürzlich verstorbenen Heimatforscher Werner Nitzschke, der vieles über die Reichenbacher Stadtgeschichte aufgeschrieben hat und dem die Bewahrung zahlreicher Geschichten zu verdanken ist.


Außerdem erfuhren die Teilnehmer, dass es in der Stadt bis Mitte des 19. Jahrhunderts tatsächlich einen Nachtwächter gab. Dann kam die Straßenbeleuchtung. Ab 1859 wurden die ersten Gaslaternen aufgestellt. Der Nachtwächter: "Böse Buben konnten sich bei dem Licht nicht mehr so leicht verstecken." Zudem liefen die Anzünder für die Laternen durch die Stadt. Den letzten großen Stadtbrand konnte der Nachtwächter nicht verhindern, der brach an einem Sonntag, 16 Uhr aus. Das war am 2. Juni 1833 bei Nadlermeister Schneider. Kinder hatten gezündelt.


Was sind die Antworten auf die anderen Fragen? Bei der Theatergasse bewiesen die Reichenbacher eine Spur Selbstironie. Sie erhielt ihren Namen, weil es dort mehrfach das sprichwörtliche Theater um Grundstücks- und Wegerechte gegeben hatte. Die erste Posthalterei befand sich beim heutigen Rathaus. Die Frohsinnsgasse (heute Weinholdstraße) geht auf den Frohsinnsverein zurück, der seinen Sitz hinter dem "Goldenen Lamm", also zwischen Sparkasse und Neuberinhaus hatte. Beim späteren Tierparkdirektor soll sich der Vater nicht recht schlüssig über den Vornamen gewesen sein. "Nennen Sie ihn Heinrich", habe der damalige Standesbeamte gesagt. Doch das fällt schon nicht mehr in die Zeit des Nachtwächters, denn der Reichenbacher Ehrenbürger wurde 1910 geboren.


"Das wusste ich nicht." "Hier war ich schon lange nicht." Das waren Sätze, die unter den Teilnehmern am Stadtspaziergang oft zu hören waren. "Die Nachfrage nach dem Rundgang war sehr groß", so Heike Albert. Einer weiteren Auflage steht also nichts im Wege. Im Frühjahr gibt es einen Rundgang zu "Kriminellem und Schröcklichem" in Reichenbach, der ins Alte Wasserwerk führt. Dort wird Wolfgang Viebahn aus dem reichen Erinnerungsschatz der Stadt plaudern.

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