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Reichenbacher Park des Friedens erhält Frischekur

erschienen am 02.03.2022
Reichenbacher Park des Friedens erhält Frischekur
Der Park des Friedens ist mit 5000 Quadratmetern die kleinste der Reichenbacher Parkanlagen. Die letzte Sanierungsarbeiten mit teilweisen Neupflanzungen liegen mehr als 20 Jahre zurück. Foto: David Rötzschke

Die Grünfläche an der Bahnhofstraße wurde und wird umgestaltet. Auch Informationen zur Geschichte des Areals sollen künftig angebracht werden. Denn der Park des Friedens ist ein Zeugnis des Krieges.

Reichenbach. Mit 5000 Quadratmetern ist der Reichenbacher Park des Friedens der kleinste in der Parklandschaft der Neuberinstadt. Ganz sicher wäre er an dieser Stelle nicht entstanden, wenn es den Zweiten Weltkrieg mit dem Bombenangriff auf Reichenbach am 21. März 1945 nicht gegeben hätte. Denn die Grünanlage entstand Ende der 1950er- Jahre anstelle einer Trümmerlandschaft und eines Bombenkraters, die bis dahin als Wunde im Stadtbild klafften.

In den vergangenen Wochen erfolgten erstmals seit 2001 größere Arbeiten in der Grünanlage. Vor allem im oberen Bereich wurden Bäume und Sträucher zurückgeschnitten, die zum Teil bereits über Wege gewachsen waren. Einige Wurzeln waren so groß geworden, dass sie die Springbrunnenmauer verschoben. Der Wasserverlust war deshalb zuletzt groß. Die Brunnenstube, an der der Zahn der Zeit genagt hatte, wurde neu aufgemauert und abgedeckt, einige Sträucher versetzt, damit sie keinen Schaden mehr anrichten. Der Park erhält zudem ein weiteres Rosenbeet und Informationen zur Geschichte der Anlage.

Denn ursprünglich stand an der Stelle die erst am 1. Mai 1939 eingeweihte Buchdruckerei Carl Werner, Betriebsteil der Großdruckerei Carl Werner an der Dammsteinstraße (später Renak-Werke). Das hochmoderne Werk befand sich auf dem Areal des Parks und des darunterliegenden Parkhauses, das nach der Wende gebaut wurde, also im Karree Bahnhof-/Marien-/Fritz-Schneider- und Elisabethstraße. Im Werk befanden sich eine Offset- und Buchdruckabteilung, die Setzerei, die Abteilung Galvanoplastik für Siegel- und Stempeldruck sowie eine Werkstatt für die Buchbinderei. Drei Stockwerke stürzten infolge des Bombenabwurfs in sich zusammen, das Papierlager brannte lichterloh.

Ältere Reichenbacher erinnern sich noch an den Tag, denn ein so einschneidendes Ereignis bleibt im Gedächtnis. Einige haben ihre Erinnerungen aufgezeichnet. Einen Teil kann man im Buch "Die Schicksalstage vom Januar bis Juni 1945 im nördlichen Vogtland" nachlesen, das 2020 in der Schriftenreihe des Neuberin-Museums erschienen ist. Eine der Zeitzeuginnen, die den Angriff als Achtjährige erlebte, ist Erika Werling. Vor ihrem Wegzug aus Reichenbach war sie öfter als Zeitzeugin in Schulen unterwegs. Dafür brachte sie Fotografien aus ihrem einstigen Elternhaus mit. Sie zeigten die zerstörte Fabrik Carl Werner und zerbombte Häuser in der Marienstraße. Detailreich schilderte sie ihre Eindrücke und wie der Tag ihr Leben bis ins hohe Alter beeinflusste: "Ich habe die Bombe gehört, so ein Geräusch vergisst man nicht. Ich hatte ewig Angst vor Flugzeuggeräuschen. Die Erinnerung ist sofort wieder da, auch wenn ich mit dem Flugzeug in den Urlaub fliege", sagte sie. Der Brand- und Ruinengeruch bleibe ihr ewig in der Nase. Bei Osterfeuern denke sie stets an den Bombenabwurf.

Im Park steht heute der Gedenkstein für Opfer des Bombenangriffes von 1945. Jedes Jahr am 21. März finden dort Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen statt. 163 Menschen wurden bei dem Angriff auf Reichenbach getötet. Die Grünanlage wurde im sogenannten Nationalen Aufbauwerk von Bürgern und Unternehmen unentgeltlich gestaltet. Am Vorabend des 1. Mai 1959 erfolgte die feierliche Einweihung. Kernstück der Anlage ist der Springbrunnen unmittelbar an der Bahnhofstraße, der gerade saniert wird. In den 1990er-Jahren war das zentrumsnahe Gelände Austragungsort für die Kinderstadt des Kulturbundes. 2002 wurde im Park die erste Ostereiersuche veranstaltet, die sich seither zu einer beliebten Frühlingsveranstaltung, mittlerweile im Park der Generationen, entwickelt hat.

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